Wort zum Sonntag - 12.10.2025, Annemarie Göbel, Gemeindereferentin

Wort zum Sonntag
12. Oktober 2025
Es ist wieder Herbst!
Und er bringt uns die schönsten Farben in unseren Alltag. Auf all unseren Wegen – zum Kindergarten, zur Schule, auf die Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt,… - überall dürfen wir wunderschön gefärbte Blätter bestaunen, Kastanien liegen auf dem Boden.
Ich liebe diesen goldenen Herbst, wenn die Sonne durch die Blätter scheint. Neulich meinte ich bei einer Autofahrt: „Wahnsinn, wie schön unsere Welt ist!“ In solchen Momenten spüre ich eine unglaubliche Dankbarkeit für all das, was uns geschenkt ist.
Im Evangelium zum Sonntag geht es auch um Dankbarkeit, naja, oder um unseren Umgang damit. Die Rede ist von zehn Aussätzigen, die Jesus um Erbarmen bitten. Nur einer von ihnen kehrt nach seiner Heilung zu Jesus zurück, um Gott zu loben. Und das ist wiedermal zutiefst menschlich und hält uns ein wenig den Spiegel vor. Wenn es uns Menschen schlecht geht, dann klammern wir uns an jeden Strohhalm. Geht es uns gut, dann vergessen wir sehr zügig, dass es auch ganz schnell wieder bergab gehen könnte. Das Schlechte und Dunkle wird verdrängt und bei Seite gewischt. Diese Reaktion ist bis zu einem gewissen Punkt total verständlich und vielleicht auch manchmal notwendig für Herz und Kopf. Aber wenn die große Dankbarkeit dadurch ganz klein wird, dann berauben wir uns um eine wichtige Ausstattung zum Glücklichsein. Eine überstandene schwere Krankheit, die gemeisterte schwere Matheklausur, das Überstehen einer schweren Beziehungskrise – all diese Ereignisse sind keine Kleinigkeiten. Sie schenken uns das Gefühl der Erleichterung, machen uns glücklich, lassen uns dankbar zurück. Vielleicht ist die eigentliche Krankheit der neun Menschen im Evangelium gar nicht der Aussatz – vielleicht ist es die Undankbarkeit. Denn die kann in uns ganz schön wuchern und unseren Blick auf das Negative richten. So erstickt sie das Gute, das uns geschenkt ist. Passen wir also in diesem Herbst gut auf uns auf, dass unser Blick ein dankbarer, offener, wertschätzender bleibt. Vielleicht müssen wir an manchen Tagen nach kleinen Schätzen, für die wir dankbar sein können, suchen. Aber es gibt sie. Und es lohnt sich auf jeden Fall, diese Schätze zu suchen und dankbar zu bestaunen.
Annemarie Göbel
Gemeindereferenti