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Aufbruch zur Fahrrad-Wallfahrt nach Vierzehnheiligen – Winkels die 20. ...

 Aus der Überzeugung, dass Gott an bestimmten Orten mehr erfahrbar ist als anderswo, haben sich Menschen aller Religionen und zu allen Zeiten dorthin begeben. Sie sind zur Wallfahrt aufgebrochen und haben aus religiösen Motiven heilige Orte besucht; um dort zu beten, Buße zu verrichten, Opfergaben darzubringen, Gemeinschaft zu erleben, sich dem Heiligen zu nähern und dann mit neuer Kraft wieder in den Alltag zurückzukehren. So lautet eine Beschreibung aus unserem aktuellen Gotteslob!

Und so machten sich eine bisher nie erreichte Zahl von 31 Frauen und Männern auf den fast 90 km langen und bekannten Weg von Winkels nach Vierzehnheiligen. Start war am 19. Juni 2023 um 06:00h an der St. Bonifatius-Kirche. Inzwischen ist das Verhältnis von Fahrrädern einerseits, zu Pedelecs (E-Bikes) andererseits, umgekehrt als noch vor ein paar Jahren. Lediglich zwei „junge“ Männer waren noch nicht mit Motorunterstützung unterwegs. Gratulation zu dieser Fitness.

Zu dieser „Jubiläumsfahrt“ waren die Aktiven wie immer bunt zusammengewürfelt, kamen aus Winkels sowie aus Nachbarorten, sogar aus dem Landkreis Schweinfurt. Und, in bester Tradition, konnte die Gruppe wieder auf die geistliche Begleitung von Heribert Kaufmann (Pfarrer in Kleinostheim, St. Laurentius und ehemaliger Kaplan in Bad Kissingen/Winkels) zählen.

Dank der guten Vorbereitung des Events durch Werner und Silvia Heinze stand dem Start nichts mehr im Wege.

Die Hinfahrt bei angenehmen Temperaturen ging leicht von den Füßen, begleitet von vorgelesenen Impulsen an den Zwischenstationen. Schon in Sichtweite des Klosters Banz, stimmten alle in das Bitt- bzw. Fürbittgebet für den Frieden in der Ukraine ein, wofür ein Flyer ausgeteilt worden war. Das Ziel, das Gästehaus Vierzehnheiligen war dann schon um 13:30h erreicht.

Jetzt war Durchatmen und Check-In angesagt. Bis alle ihre Zimmer bezogen hatten, traf man sich schon mit den treuen Wallfahrern aus der Heimat, die inzwischen in Fahrgemeinschaften eingetroffen waren. Ein kühles Getränk oder Kaffee und Kuchen waren angenehme Begleiter.

Das immer gleiche Motto: Aufbrechen – Durchhalten – Ankommen war für den 1. Tag erfüllt.

Das Highlight des 1. Wallfahrtstages ist jeweils der gemeinsame Gottesdienst um 16:00 Uhr in der Basilika, der exklusiv für die Winkelser von Heribert Kaufmann zelebriert wird. Musikalisch begleitet von Markus Wollmann (bekanntlich Dekanatskantor aus Bad Brückenau, der auch aktiver Teilnehmer der Wallfahrt ist). Lektorinnen aus dem Teilnehmerkreis unterstützten dabei bei Lesung und Fürbitten.

Die Basilika mit ihrer erhabenen Lage, der beeindruckenden Größe und der wertvollen Innengestaltung lädt zum ehrfürchtigen Staunen ein; sie ist aber vor allem ein kostbarer Ort (des Glaubens).

Man kann erahnen und erspüren (auch das Gästebuch des Franziskaner-Klosters bestätigt es) was Menschen schon seit Jahrhunderten bis heute dorthin mitbringen, dort lassen und von dort mitnehmen: Tiefer Glaube, Hoffnung auf Klarheit, Gnade, Bitten um Heilung, Dank, Stärkung für das weitere Leben, individuelles und gemeinschaftliches spirituelles Erfahren der Größe Gottes.

„Siehe, nun mach ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43, 16-21). So lautet das Jahresmotto der Vierzehnheiligen-Wallfahrt 2023, und darauf hatte Pfarrer Kaufmann seine individuell für diese Hl. Messe vorbereitete Predigt aufgebaut. Hier ein paar Ausschnitte, die mit seiner Zustimmung wiedergegeben werden dürfen:

„Und, was gibt es Neues?“ das ist häufig eine Frage, wenn sich Menschen über längere Zeit nicht gesehen haben. Wie war das letzte Jahr – gut oder schlecht? Gibt es Neues zu beachten, z. B. auch am Wallfahrtsort?

Interesse an Neuigkeiten, an Neuheiten, Erneuerungen ist groß. Neu, das klingt vielversprechend, klingt nach Aufbruch, nach Zukunft, nach Frische. „Alles neu macht der Mai“ – sagen wir. Und wir können es insbesondere in der Natur beobachten und uns daran freuen.

„Nichts ist so konstant wie die Veränderung. Nichts ist beständiger als der Wandel.“ (Heraklit, griech. Philosoph im 5. Jahrhundert v. Chr.). Bis heute gültig, können wir das wohl bestätigen, wenn wir uns gegenseitig betrachten. Die (äußere und hoffentlich auch innere) Veränderung gehört zu unserem Leben. Damit es uns nicht so ergeht, wie Herrn K., von dem Bert Brecht einst erzählte: Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: „Sie haben sich gar nicht verändert.“ „Oh!“, sagte Herr K. und erbleichte.

Ob wir bei all den Veränderungen nicht auch Ängste vor dem Neuen haben? Im eigenen Leben, spüren wir im Älterwerden unsere Grenzen. Stichworte: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz.

Neues zuzulassen, heißt auch, Vergangenes/Vertrautes zu lassen. Das oben angeführte Jahresmotto aus dem Jesaja-Buch ist über 2500 Jahre alt. Uralt? Veraltet? Altbacken? Das Volk Israel steckte in einer aussichtslosen Lage in der babylonischen Gefangenschaft, fern der Heimat. Düstere Aussichten, scheinbare Untergangsstimmung. Und dann kommt der Prophet mit seiner Aufforderung, und schickt dieser noch voraus: „Denkt nicht mehr an das, was früher war. Auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr!“

Wenn wir zu sehr dem Alten, der Vergangenheit verhaftet sind, dann ist der Blick nach vorne, auf das Neue blockiert, und die Zukunft scheint hoffnungslos.

Gott, der Schöpfer und Erlöser, ist immer auch ein Gott der Zukunft. Das kann jedoch nur begreifen, wer bereit ist, sich vom Alten zu lösen. Wer Gott das Neue nicht zutraut, wird auch nicht den Mut zum Weitergehen finden. Gott braucht Menschen, die ihren Blick im Vertrauen auf ihn nach vorne richten. Dafür stehen hier an diesem kostbaren Ort beispiel- und vorteilhaft die Vierzehn Heiligen. Sie haben sich durch Gottes Wort und Wirken verändern lassen und sich auf neue, unbekannte Wege eingelassen. Da hat die Hoffnung über die Erfahrung gesiegt.

„Was gibt es Neues?“ Diese Frage können wir nicht nur anderen, sondern auch uns selbst stellen. Was gibt es Neues, Lebendiges, Verheißungsvolles in meinem Leben? Wo siehst du Neues, Gutes wachsen, in deinen Kindern und Enkeln, an deinen Freunden und Nachbarn. Wo kannst du Gottes segensreiche Spuren in der Kirche und deiner Gemeinde entdecken – allem düsteren Anschein zum Trotz?

Kirche ist nicht von gestern, sondern hat eine Zukunft, weil Gott mit uns im Bunde bleibt. Trauern wir nicht nur der Vergangenheit nach! Schauen wir eher nach dem aus, was Gott uns schon an Neuem bereitet hat.

Gehen wir aus diesem Gotteshaus, aus diesem bewegenden Gottesdienst, von dieser besonderen Wallfahrt ein bisschen aufgerichteter, ein bisschen hoffnungsvoller bzw. anders, eben neu nach Hause.

 

 

Mit dem Segen durch Pfarrer Kaufmann endete diese wertvolle Stunde.

Beim und nach dem gemeinsamen Abendessen gab es ausführlich Gelegenheit zum Austausch untereinander und zum Danken an alle, die zum Gelingen dieser Wallfahrt beigetragen haben. 

Was muss unbedingt erwähnt werden: Für jeweils 14-malige Teilnahme wurden Doris Halbig und Kerstin Krebs geehrt. Und, auch anlässlich des 20-Jährigen, hat der Teilnehmer Erwin Kiesel für alle in liebevoller Handarbeit Holzkreuze angefertigt, die, von Pfarrer Kaufmann geweiht, nach dem Gottesdienst an alle Rad-Wallfahrer verteilt wurden.

Und dann kam die ersehnte und verdiente Nachtruhe, um für den 2. Tag, also die Rückfahrt, gestärkt zu sein.  Diese war mit 107 km (entlang dem Mainradweg) üblicherweise etwas länger und von heißen Temperaturen und intensiver Schwüle begleitet. Gut, dass der Fahrtwind ein angenehmer Begleiter war.

Alle waren dankbar für eine gelungene Tour (ohne Verletzungen), in harmonischem Gemeinschafts-Geist und mit Vorfreude auf 2024!

21.06.2023, Silvia Heinze, Karlheinz Kleinhenz, Karola Kleinhenz

 

Einige Eindrücke der Wallfahrt

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©: Melanie Höfler

 

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