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Gott wird Mensch – gegen alle Widrigkeiten

Trotzdem dankbar – wieso eigentlich sollten wir für das vergangene Jahr dankbar sein? Will Dankbarkeit nicht naiv erscheinen oder wie das berühmte Pfeifen im Walde klingen, muss sie einer Haltung entspringen, die die Wirklichkeit nicht verdrängt. Diese Wirklichkeit ist aber eben nicht immer so, dass sie zur Dankbarkeit einlädt.

Vieles gab es im zurückliegenden Jahr, für das es uns nicht leichtfällt, dankbar zu sein, ja wofür sich Dankbarkeit sogar verbietet, wenn sie nicht zynisch wirken will: die Erkrankung und der viel zu frühe Tod von P. Provinzial Siebner, der Einbruch der Corona-Pandemie mit all seinen Konsequenzen, unseren verstorbenen Mitbrüdern, den organisatorischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Folgen für unsere Werke, der wachsenden Gereiztheit unserer Gesellschaft, dem Social-Distancing, das uns so vieles versagt und verunmöglicht hat: den täglichen kollegialen Kontakt untereinander am Arbeitsplatz, zwischen den Werken und Mitbrüdern, in unseren Kommunitäten, Familien und Freundeskreisen…

Nein! Dankbar kann man dafür nicht sein. Letztlich stellen die Erfahrungen des zurückliegenden Jahres die Frage der Dankbarkeit auf einer viel tieferen Ebene: Kann ich zu dieser Wirklichkeit überhaupt und ganz grundsätzlich ja sagen? Kann ich „Ja“ sagen zu dem, den wir gläubig am Ursprung dieser Wirklichkeit sehen? Können wir Gott dankend bejahen? Können wir Ihm – trotz allem – dankbar sein?

In einer ungleich existenziell bedrohlicheren Situation hat sich diese Frage eine junge Frau im Amsterdam der Anfang 40er Jahre des letzten Jahrhunderts gestellt. Etty Hillesum (1914-1943) musste als Jüdin miterleben, wie sich unter der deutschen Besatzung die Schlinge des Todes immer bedrängender um ihre Gemeinschaft, die Amsterdamer Juden, zusammenzog. Schikanen waren an der Tagesordnung, die Freiheitsrechte wurden massiv eingeschränkt (mehr als unter Corona), die ersten Deportationen nahmen ihren Lauf. In dieser verzweifelten, aussichtslosen Situation entstand an einem Sonntagmorgen ein Text in ihrem Tagebuch, der für mich zu den erstaunlichsten Texten des 20. Jahrhunderts gehört und der einen tiefen Glauben und damit einhergehend auch eine unerschütterliche Dankbarkeit zum Ausdruck bringt:

Es sind schlimme Zeiten, mein Gott. Heute Nacht geschah es zum ersten Mal, dass ich mit brennenden Augen schlaflos im Dunkeln lag und viele Bilder menschlichen Leidens an mir vorbeizogen. Ich verspreche dir etwas, Gott, nur eine Kleinigkeit: ich will meine Sorgen um die Zukunft nicht als beschwerende Gewichte an den jeweiligen Tag hängen, aber dazu braucht man eine gewisse Übung. Jeder Tag ist für sich selbst genug. Ich will dir helfen, Gott, dass du mich nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott. Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den gequälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu lassen. Ja, mein Gott, an den Umständen scheinst auch du nicht viel ändern zu können, sie gehören nun mal zu diesem Leben. Ich fordere keine Rechenschaft von dir, du wirst uns später zur Rechenschaft ziehen. Und mit fast jedem Herzschlag wird mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in unsrem Inneren bis zum Letzten verteidigen müssen. Es gibt Leute, es gibt sie tatsächlich, die im letzten Augenblick ihre Staubsauger und ihr silbernes Besteck in Sicherheit bringen, statt dich zu bewahren, mein Gott. Und es gibt Menschen, die nur ihren Körper retten wollen, der ja doch nichts anderes mehr ist als eine Behausung für tausend Ängste und Verbitterung. Und sie sagen: Mich sollen sie nicht in ihre Klauen bekommen. Und sie vergessen, dass man in niemandes Klauen ist, wenn man in deinen Armen ist. Ich werde allmählich wieder ruhiger, mein Gott, durch dieses Gespräch mit dir. Ich werde in der nächsten Zukunft noch sehr viele Gespräche mit dir führen und dich auf diese Weise hindern, mich zu verlassen. Du wirst wohl auch karge Zeiten in mir erleben, mein Gott, in denen mein Glaube dich nicht so kräftig nährt, aber glaube mir, ich werde weiter für dich wirken und dir treu bleiben und dich nicht aus meinem Inneren verjagen.

Wir feiern die Menschwerdung Gottes. Wir feiern einen Gott, der gegen alle Widrigkeiten der menschlichen Geschichte Mensch geworden ist, der unter uns gewohnt hat und der weiterhin unter uns wohnen will. Er ist das Licht, das in jede Finsternis kommt. Er nimmt seine Wohnstatt in und unter uns, dort, wo wir darauf achten, dass er uns nicht verloren geht, damit er – in den Worten von Etty Hillesum – „in uns bleibt“ und wir in ihm, dem Mensch gewordenen Gott.

Gott ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt. Und „mit jedem Herzschlag wird mir klarer, dass Du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir Dir helfen müssen und Deinen Wohnsitz in unserem Inneren bis zum Letzten verteidigen müssen. […] Denn man ist in niemandes Klauen, wenn man in Deinen Armen ist.“

Das wünsche ich Ihnen am Ende dieses Jahres zu Weihnachten: dass wir niemals vergessen, in Seinen Armen zu sein, dass wir das Gespräch mit Ihm suchen und Seinen Wohnsitz in und unter uns geöffnet halten. 
Frohe und gesegnete Weihnachten!

P. Jan Roser SJ
Provinzial

 

 

 

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