Die Firmung – Vollendung der Taufe und Gabe des Heiligen Geistes - von Benedict Dürrlauf
Die Firmung ist eines der sieben Sakramente der Kirche und bildet zusammen mit Taufe und Eucharistie die drei sogenannten „Initiationssakramente“. In ihnen wird ein Mensch in das Leben der Kirche aufgenommen – hineingetauft in Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi, gestärkt durch den Heiligen Geist und genährt durch die Eucharistie.
Die Firmung ist dabei nicht „später dazugekommen“, sondern hat sich historisch aus der ursprünglichen Einheit von Taufe und Geistsendung heraus entwickelt. Sie ist die Vollendung der Taufe – und gleichzeitig der Beginn eines eigenverantwortlichen Christseins.
Die geschichtlichen und theologischen Ursprünge der Firmung
Bereits im Neuen Testament wird die Geistsendung als eigenständige, klar unterscheidbare Handlung überliefert: In der Apostelgeschichte ist etwa die Rede davon, dass die Apostel den Getauften durch Handauflegung den Heiligen Geist vermittelten (vgl. Apg 8,14–17). Das legt den Grund für die spätere Unterscheidung von Taufe und Firmung.
In der alten Kirche (v.a. im 3. bis 5. Jahrhundert) war die Taufe – eigentlich ausschließlich für Erwachsene – ein komplexer Initiationsvorgang. Ein mindestens zweijähriger Weg der Vorbereitung, das sogenannte Katechumenat, bereitete die Taufbewerber intensiv auf den Empfang des Sakramentes vor.
Die Taufe fand meist in der Osternacht statt und umfasste mehrere Schritte:
• die Taufe mit Wasser im Namen des dreifaltigen Gottes,
• die Handauflegung oder Salbung durch den Bischof zur Gabe des Geistes (Firmung),
• und die erste Eucharistiefeier als volle Gemeinschaft mit der Kirche.
In der abendländischen (lateinischen) Kirche wurde diese Einheit im Laufe der Zeit aus praktischen Gründen aufgelöst: Weil der Bischof – als Hüter der Einheit mit der apostolischen Kirche und damit vorzüglicher Firmspender – nicht überall gleichzeitig anwesend sein konnte, wurde die Firmung von der Taufe getrennt. Die Taufe wurde zunehmend im Säuglingsalter durch Priester gespendet, während die Firmung dem Bischof vorbehalten blieb und später in der Jugendzeit nachgeholt wurde.
Die Theologie des Abendlandes entwickelte aus dieser Trennung ein eigenes Verständnis: Die Firmung wird zur bewussten Bestärkung und Bekräftigung des Taufgeschehens. Während die Taufe die Wiedergeburt schenkt und die Zugehörigkeit zur Kirche begründet, verleiht die Firmung die Fülle des Heiligen Geistes zur Stärkung im Glauben – eine Art „geistliches Erwachsenwerden“ im Glaubensleben.
Die ostkirchliche Tradition hingegen kennt bis heute keine Trennung: Dort wird unmittelbar nach der Taufe – selbst bei Säuglingen – die Chrisamsalbung zur Geistsendung (entsprechend der Firmung, meist durch den Priester mit vom Bischof geweihtem Chrisam) gespendet und empfängt auch direkt die erste heilige Kommunion.
Die liturgische Handlung und geistliche Bedeutung
Im Zentrum der Firmspendung steht die Salbung mit heiligem Chrisamöl, begleitet von der Handauflegung und den Worten des Bischofs: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“
Diese „Besiegelung“ (lat. confirmatio = Bestärkung, Festigung) bedeutet: Der Getaufte empfängt den Heiligen Geist als bleibende Kraft in seinem Leben. Die Salbung steht biblisch für Erwählung, Sendung und Heiligung – wie bei Königen, Propheten und Priestern im Alten Bund.
Die Firmung ist somit nicht nur ein „Zeichen des Erwachsenwerdens“, sondern ein wirksames Sakrament, das den Gefirmten zur aktiven Mitverantwortung in der Kirche und zum Zeugnis in der Welt befähigt.
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
Mit der Firmung werden die Gaben des Heiligen Geistes in besonderer Weise zugesprochen – geistliche Haltungen und Kräfte, die bereits in der Taufe grundgelegt wurden und nun zur Entfaltung kommen sollen. Sie sind biblisch bezeugt im Buch Jesaja (11,2–3) und in der Tradition der Kirche tief verankert:
1. Weisheit – das Leben aus Gottes Perspektive sehen.
2. Einsicht (Verstand) – die Wahrheit des Glaubens tiefer erfassen.
3. Rat – gute Entscheidungen im Licht des Evangeliums treffen.
4. Erkenntnis – Gottes Wirken in der Welt und im eigenen Leben erkennen.
5. Stärke (Tapferkeit) – den Glauben mutig bekennen und Herausforderungen bestehen.
6. Frömmigkeit – eine innige und vertrauensvolle Beziehung zu Gott leben.
7. Gottesfurcht – Ehrfurcht vor der Größe Gottes und Achtung vor seinem Willen.
Diese Gaben sind keine „einmalige Ausstattung“, sondern wollen sich im Leben des Gefirmten entfalten. Sie ermutigen zu einem geistlich erfüllten Leben, zu Dienstbereitschaft, Engagement und Verantwortung in Familie, Beruf, Gesellschaft und Kirche.
Firmung – mehr als ein Abschluss
Die Firmung ist – im westlichen Ritus – nicht der Abschluss, sondern die Vollendung der Taufe. Sie ist kein kirchlicher „Abschluss des Religionsunterrichts“, sondern der Ruf Gottes, aus der Kraft des Geistes zu leben und Christus nachzufolgen.
Sie ist ein Sendungssakrament, das den jungen Menschen mit göttlicher Kraft ausstattet, damit er/sie im Glauben wächst und ein glaubwürdiges, hoffnungsvolles Zeugnis in der Welt gibt.
Bitten wir um den Heiligen Geist – für unsere Jugendlichen, die in diesem Jahr das Sakrament der Firmung empfangen, und für uns alle, damit wir als Kirche lebendig bleiben aus der Kraft, die uns in der Taufe und Firmung geschenkt ist.